Ironman Frankfurt 2015
Lange war ich im hin und her, ob ich eine Langdistanz angehen soll oder nicht. Ich bin mit meinen Leistungen zu frieden, und muss mir ja nichts beweisen. Dennoch sind die 3.8km schwimmen, 180km Rad und 42.2km rennen eine Herausforderung die mich reizt. So musste also eine Wette hin, damit ich mich darauf vorbereiten wollte. Der Einsatz, dem Sport entsprchend, eine Doppelmagnun Schwarz Rot. Wie mein Velo die Letitia. Ja, mein Rad hat einen Namen und das ist auch gut so!
Nun denn wie dem so sein sollte entschloss ich mich alle anderen Wettkampfpläne zu verschieben und mich voll und ganz mit dem Thema Ironman zu befassen. Oder auf jedan Fall habe ich mir das vorgenommen. In wirklichkeit fiel mir der Gedanke nie leicht im Kreise zu rennen und einen Marathon im Flachen, das mag ich schon gar nicht. Da muss schon eher eine Jungfrau her!
Die Zeit kam näher und näher und mein Tapering wurde auf eine Woche runtergesetzt. Sicher voll in meinem Sinne, denn schon langet war mir klar, dass Frankfurt nicht der primäre Wettkampf dieses Jahr werden würde.
Aber eine Langdistanz aus dem Training heraus. Geht das?
Wie sich herausstellte, leider nicht.
T-2 Wochen: Ich bin in den Zug gestiegen um die Swissman Strecke abzufahren. 140km im Eisregen.
T-1 Woche: Rauf über die Vordere Höhe. Traumausfahrt. Aber fast verrecht vor Kälte.
T-1 Tag: Termometer steigt auf 37 Grad. Keine Ahnung, was ich bei dem Wetter machen kann, dafür war ich nie vorbereitet.
Um 3 Uhr waren bereits wach, der Gestank der Strasse im Überragte alles, was das Buffet zu bieten hatte. Nun gings los. Rad-check. Und runter an zum Wasser. Um 5:45 schwamm ich mich ein. Ein herrliches Gefühl. Frei, weit weg vom trubel. Ruhe kam in mir auf. Nach 500m wieder am Strand übte ich noch mal das hochlaufen, und befand es als EASY.
Nun dann, ein Knall folgte dem anderen, bis um 7 meine, die grosse Gruppe rein in die Fluten rannten. Mit allen mitstreitern zusammen aber viel relaxter als an allen anderen Wettkämfen gings nun los. Erst kämpfte ich, doch nach einem Kilometer kam ich in den Flow, vor allem, nach dem die erste enge Kehrt vorbei war. Der Australian Exit brachte mich zum Keuchen, und ab da lief alles super, bis in meiner Leiste ein kleiner Krampf begann. Keine Grund zur Panik. Weiter gehts. Das Schwimmziel kam in Sicht, meine Wunschzeit leicht verfehlt, aber trotzdem voll happy kam ich aus den Fluten raus. Nun gings ab in den Wechsel. Gels gepackt, geschmiert, gepolstert und gefedert und ale hopp auf Letitia. Noch ein kleines Küsschen für meine Liebste und mir die Anfeuerung der Sportfreunde abholen. Die Luft war kühl. Ich fühlte mich wie von sanften Böhen getragen. Die Steigungen waren eine Kleinigkeit! Dann kam da miten in einer sanften Steigung einer am Strassenrand, der einen Platten hatte, ich fragte ob er Hilfe braucht, worauf ich natürlich ein Ja empfing, also drehte ich um und nach ein wenig hin und he hatte ich auch den sehnlichst erhofften Gasaufsatz gefunden. Ich sah, dass der Mann glücklich war, und für mich ist das genau, was einen Wettkampf ausmacht. Ich mache das nicht für mich alleine, sondern den Kampf mit allen zusammen. Trotzdem verlor ich keine Zeit und ballerte weiter. Stetig überholte ich Radler. Nach gut 100km kam der Heartbreak hill. Ich weiss nun, wieso der so heisst. Die Haare standen mir zu Berge. Ich glühte innerlich. Meine Freunde und all die Leute, die nur für uns da waren, und alle schrien und feuerten uns an.
Und ab da kam der Hammer. Der Boden hitzte sich langsam auf und ein Südwind blies einem die heisse Luft engegen. Ich entschloss mich auf meine innere Stimme zu hören. Langsamer zu treten und bei 132 Pulsschlägen erreichte ich den feel good modus. Noch 40, 30, 20, 10 kilometer. Die längsten meines Lebens. Komisch, 40km waren früher alles was ich gefahren bin an Wettkämpfen, nuascn fühlte sich die Reise wie die Hölle an. Meine Motivation geriet ins wanken.
Angekommen in der Wechselzone wurde ich sodann auch darauf angesporchen, ob ich denn jetzt aufhören möchte. Natürlich nicht. So zog ich mich um, erhielt auf nachfrage nochmals Vasiline und ab gings!
Nach grad mal einem Kilometer warteten Moni und Petra auf mich. Ich wusste nicht mehr, was ich wollte. Essen trinken, das ging alles nicht mehr. Ich war so voll und so flau, ich vermochte nicht einmal mehr zu rennen. Doch so ging ich weiter. Über 3 Stunden hinweg quälte ich mich über 22 kilometer hinweg, bis ich die Entscheidung fällte, die auch heute noch an mir nagt. Das kurze Gewitter, welches aber nur 3 Tropfen abliess und gleich wieder abzog, die Duschen und das Eis alle kilometer und meine Freunde vermochten es nicht zu ändern.
Ich gab auf. Und es war in diesem Moment das einzig richtige. Aber es war hart und ich biss die ganze Nacht daran. Ich weiss nun, dass ein Ironman definitiv machbar ist. Die Distanzen sind doch human, wenn man trainiert ist. Die Organisation war einfach nur Phänomenal und man fühlt sich immer sicher und aufgehoben. Und doch, werde ich mich kaum wieder überwinden können einen Ironman anzutreten.
Ich bin kein Ironman, und das muss auch nicht jeder Hobby-triathlet sein. Ich werde mir andere Ziele stecken, und freue mich, wenn bei meinem Nächsten Wettkampf jemand anhällt und meinen Platten zu reparieren hilft. Triathlon ist super schön, und gut dass es so viel variation in diesen drei sportarten gibt.
Ich hoffe wenn ihr diese Sätze gelesen habt, vermittelt zu haben, dass alles Mut braucht. Einen Wettkampf zu starten sowie im richtigen Moment zu sagen, dass es zu viel ist, und seine Grenzen einzugestehn. Ich werde wieder über meine Grenzen hinausgehen. Und dazu wird der Film im Kopf das wichtigste sein.